Podcast produzieren IV

Noch immer gehts in kleinen Schritten Richtung «Podcast produzieren». Ich habe mich gefragt, welche Komponenten für mich wichtig sind. Was will ich eigentlich erzählen und was ist hierfür nötig? Was macht einen guten Podcast über Geschichtsthemen aus? Ich habe mal eine Liste mit spontanen Gedanken zusammengestellt:

1. Jede Geschichte braucht Protagonisten. Sie machen eine Erzählung lebhaft. Da es sich nicht um Fiktion handelt, muss es diese Personen auch gegeben haben. Man benötigt also Biografien. Bei älteren Ereignissen ist es natürlich schwierig, an detaillierte Informationen zu gelangen. Etwa beim Thema Kelten. Dort sind vielleicht in Ausnahmefällen Namen bekannt, Motive und sozialer Rang, wo sie lebten und wann sie starben. Aber vielmehr auch nicht. Deshalb sind sicherlich Geschichten vorzuziehen, bei denen man Menschen in den Fokus rücken kann.

2. Wenn man einen Podcast produzieren will, braucht man Beschreibungen und Handlungen. Das macht eine Geschichte plastisch, nur so kann man wirklich eintauchen. Nichts ist langweiliger als eine Aneinanderreihung von Fakten. Je konkreter, desto besser. Alles Abstrakte macht dem Zuhörer Mühe, weil in seiner Vorstellung nichts geschieht, wenn er es hört. Beschreibungen sind also wichtig. Zum einen Beschreibungen der Protagonisten: Wie haben sie ausgesehen? Was für Kleider trugen sie? Hatten sie körperliche Besonderheiten? Haarfarbe, Gang, Details sind wichtig. Ebenso wichtig sind Beschreibungen der Landschaft. Wie hat es damals ausgesehen? Oft können hier Vergleiche mit heute helfen. All das ist natürlich aufwändig, weil man sich wirklich mit den damaligen Verhältnissen auseinandersetzen muss.

3. Wahrheit an erster Stelle. Historische Ereignisse sind weniger Schwarzweiss als die exakte Wissenschaft, schliesslich kann man sie nicht hundertprozentig belegen. Sie sind vorbei, passé, alles was man hat, sind Überbleibsel, so genannte Quellen. Das können schriftliche Überlieferungen von Involvierten oder Zeugen sein, das können aber auch archäologische Funde oder Spuren in der Landschaft sein. Aus diesen Quellen setzt man die Geschehnisse zusammen. Wenn man einen historischen Podcast produzieren will, sollte man sich so nah wie möglich am aktuellen wissenschaftlichen Stand orientieren. Kann man mal spekulieren oder Annahmen treffen, kann man halt zur Not mal einen Protagonisten erfinden (Stichwort Steinzeit), wenn da absolut nichts über konkrete Personen bekannt ist? Natürlich. Aber im Grossen und Ganzen sollte alles anhand von Quellen nachzuweisen sein.

4. Oft ist eine spontane und naive Fragestellung als Ausgangslage empfehlenswert. Um sie zu finden, kann man sich folgende Frage stellen: Was würde eine x-beliebige Person oder auch der beste Freund, der keine Ahnung vom Thema hat, wissen wollen? Zum Beispiel: Beim Thema Kelten-Exodus würde sicherlich interessieren, weshalb diese Menschen aus der Schweiz fliehen mussten und was mit ihnen geschah. Und warum hiessen die Helvetier und warum ist Helvetien noch heute eine gängige Bezeichnung für die Schweiz? Diese Fragen sollten im Podcast unbedingt beantwortet werden. Zweites Beispiel: Der «Drachenforscher» Johann Jakob Scheuchzer. Was, Drachen? Dachten die Menschen im 17. und 18. Jahrhundert wirklich, dass in den Schweizer Bergen Drachen lebten? Waren das nicht Spinner? Und warum dachten sie das? Hatten sie Beweise? Also: Wichtig ist, dass man solche «naiven» Fragen wirklich ernst nimmt und vielleicht sogar als roter Faden für die Story nimmt.

5. Kontext nicht vergessen. Wer weiss schon, wann die Kelten gelebt haben? Oder wann in der Schweiz Löwen durchs Gebirge streiften? Unbedingt in den historischen Kontext stellen. Was geschah damals sonst in der Welt und in der Schweiz? Gab es schon Fernsehen oder Zeitungen? Wie lebten die Menschen überhaupt? Was hatten sie für Probleme, woran glaubten sie und wie bestritten sie ihren Alltag? Der Kontext ist verknüpft mit allgemeinen Motiven. Menschliche Motive wandeln sich im Laufe der Zeit. Ganz zentral sind der Glaube und die wirtschaftlichen Verhältnisse. Wie sahen die damals aus? Sie können vielfach eine klare Erklärung für Ereignisse und Handlungen liefern.

Bin ich nun einen Schritt weiter, so dass ich bald einen Podcast produzieren kann? Ich hoffe es. Notizen helfen. Eine Roadmap, was man machen will. Als nächstes kommt dann mal ein konkreter Textentwurf.

Bild: Wikimedia

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