Wo verbirgt sich Dunum?

Nun ja, die Podcast-Idee ist ein klein wenig in den Hintergrund gerückt. Nicht komplett, das überhaupt nicht, aber da ich etwas perfektionistisch veranlagt bin, will ich mir dafür richtig Zeit nehmen. Und dieser Sommer mit seinen Hitzetagen bietet auch nicht die beste Gelegenheit, um drinnen schwitzend vor einem Mikrofon zu stehen. Eine Ausrede? Vielleicht.

Unter dem Strich geht es mir bei Arcanum Helvetia um Geschichte und Geschichten aus der Schweiz. Und da ich nun mal ein Schreiberling bin und irgendwann auch die eine oder andere Story an eine Zeitung oder ein Magazin verkaufen möchte (wer kauft Podcasts?!), werden Texte immer meine Basis sein. Basierend darauf lassen sich sicherlich auch Podcasts machen. Aber ich finde, dass man bei Podcasts erzählen muss, und zwar frei von der Leber weg und ohne genaues Skript. Damit das aber funktioniert, muss man viel über das Thema wissen, ja fast ein Experte sein.

Wie auch immer. Der zweite Punkt, den ich in diesem Post machen möchte: Arcanum Helvetia sollte mehr sein als ein Blog mit kurzen Newsschnipseln und hie und da ein Interview. Es sollte fürs Erforschen und Entdecken stehen. Ich möchte meine Region selbst neu entdecken, vielleicht auch Dinge finden und sehen, die niemand zuvor gefunden und gesehen hat.

Das führt mich zur Kelten-Thematik. Mich hat sie aktuell wieder gepackt und ich frage mich, wo die Kelten bei uns in der Region Thun zu Hause waren. Wo sind ihre Spuren? Da der Name Thun angeblich vom Wort Dunum herrührt, was keltisch ist für Siedlung, sollten irgendwo unter Thun die Überbleibsel eines Oppidums, einer keltischen Siedlung, sein. Oder irgendwo unter einem Quartier oder einem Hügel im Umland. Ich erinnere an Cäsars Worte in seinen Kommentaren zum Gallischen Krieg. Er schrieb von 12 Städten und 400 Dörfern:

Nach dessen Tod versuchten die Helvetier nichtsdestoweniger das zu tun, was sie beschlossen hatten, nämlich aus ihren Gebiet auszuwandern. Sobald sie glaubten, für ihren Plan gerüstet zu sein, zündeten sie all ihre Städte, etwa zwölf an der Zahl, ungefähr vierhundert Dörfer und ihre übrigen privaten Gebäude an; alles Getreide, außer das, was sie im Begriffe waren, mit sich zu tragen, verbrannten sie, um durch die Vernichtung der Hoffnung auf Heimkehr noch entschlossener zu sein, alle Gefahren auf sich zu nehmen; man befahl, jeder solle einen Mehlvorrat für drei Monate aus seinem Haus für sich mitnehmen. Sie überredeten die Rauraker, Tulinger und Latobriger, denselben Entschluss zu fassen, ihre Städte und Dörfer zu verbrennen und dann zusammen mit ihnen auszuziehen, und nahmen die Boier, die jenseits des Rheines gesiedelt hatten, ins norische Land übergegangen waren und ständig Noreia angegriffen hatten, zu sich auf und machten sie sich zum Verbündeten.

Es ist gesichert, dass auf der Engehalbinsel in Bern ein grösseres Oppidum existierte. Wir wissen auch, dass sich bei Münsingen eine grössere Siedlung befunden haben muss. Doch wie sieht es weiter südlich aus? Es ist anzunehmen, dass am Thunersee zumindest ein Dorf, wenn nicht sogar eine Stadt, gestanden hat. Doch wo? Auf dem heutigen Schlossberg? Oder vielleicht auf der anderen Seite des Sees, auf der Anhöhe bei Zwieselberg (siehe Foto)? Von diesem Hügelzug aus könnten Seen und Flüsse sowie die Zugänge von Aare-, Stocken-, Simmen- und Kandertal überwacht werden. Es wäre vielleicht ein besserer Platz für ein Oppidum als der Schlossberg.

Klar ist, dass die Umgebung des heutigen Thun zur Keltenzeit ganz anders aussah, was vor allem mit den Flüssen zu tun hat: Die Kander führte damals noch westlich am See vorbei und floss irgendwo im heutigen Uetendorf Allmend (wo ich übrigens aufgewachsen bin) in mehreren Strömen in die Aare. Heutige Quartiere wie Lerchenfeld oder auch der Waffenplatz standen damals teilweise unter Wasser. Wie geeignet war also der Schlossberg? Wie sehr waren Hochwasser ein Thema und die allgemeine Zugänglichkeit dieses Gebietes?

Das Flussthema wirft noch eine andere Frage auf: Befand sich beim Zusammenfluss von Aare, Kander und Zulg ein keltisches Heiligtum? Denn solche landschaftlichen Merkmale spielten in der Kultur und Religion der Kelten eine wichtige Rolle. Vielleicht wurden dort Opferrituale durchgeführt.

Ich versuche nun durch Interviews mit Schweizer Keltenforschern, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Bild: Wikimedia Commons

Schreibe einen Kommentar