Jahns Geistersagen

A propos Gespenster: Der bereits vielfach erwähnte Albert Jahn interessierte sich auch für Geistersagen. Ich finde es bemerkenswert, wie er Erzählungen über angebliche Phantome und unerklärliche Phänomene an Berichte über «altertümliche» Funde reiht, so als würden sie zusammengehören.

Das tat er etwa in seinem Artikel «Alterthümer und Sagen in der Umgegend des untern Thunersee’s», einer kürzeren Bestandesaufnahme von obskuren Funden in der Region Thun und angrenzenden Gebieten. Die Zahl der Gespenstersagen ist allerdings gering. Ich habe die paar wenigen herauskopiert und gebe sie hier weitgehend unkorrigiert und ungekürzt wieder:

Sowohl zu Spiez, als im benachbarten Hondrich soll das Nachtvolk, ein gespenstiger nächtlicher Leichenzug, sich bisweilen zeigen.

Auf dem felsigen, waldbewachsenen Vorgebirge der Spiezfluh befindet sich ein kleines Plateau, der sogen. Lustplatz; dort soll ein Fräulein in gelbem Gewände umgehen.

Im oberen Theile des Dorfes Spiez, dessen unterster Theil noch heute volksmäßig „das Städtlein » heißt, steht ein sogenanntes Heidenhaus mit hohem steinernem Unterbau. Mitternächtliches Klopfen und ein unterirdisches Geräusch wie von Grabenden, soll darin bei Witterungswechseln sich vernehmen lassen.

Ein oberhalb Reutigen gelegener Hügel gilt als der ehemalige Standort einer Kapelle; auch bemerkt man daselbst eine auffallende Vertiefung. Im Walde über Reutigen soll sich bisweilen ein altväterifch gekleideter Jäger zeigen.

Vor Mitternacht von der alten Kapelle zu Stocken hinweg den Stutz hinab nach Reutigen gehend, hört man den Mützer Pfeifen, ein gespenstiges Wesen, welches den Ton einer Spitzmaus von sich gibt.

Bild: Ben Griffiths via Unsplash

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