Der «kochende» Thunersee

Thuns Einzug in die Geschichte ist ein geheimnisvoller. Denn die Ersterwähnung bringt den Thunersee mit einem mysteriösen Ereignis im Jahr 599 (?) in Verbindung. Sie stammt aus der so genannten Fredegar-Chronik aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, welche laut Wikipedia «eine Hauptquelle für die Geschichte des Frankenreichs im 7. Jahrhundert» darstellt.

Ich habe die betreffende Stelle mithilfe von Google Translate aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt und ein wenig umgeschrieben.

Im 4. Regierungsjahr Theuderichs wird Quolenus aus dem fränkischen Geschlecht zum Patrizier geweiht. (…) In diesem Jahr erwärmte sich das Wasser im «lacus Dunensis» (Thunersee), in den der Fluss Arula (Aare) mündet, so stark, dass es eine Vielzahl von Fischen kochte.

Was brachte die Fische im lacus Dunensis zum Kochen? Oder ist das nicht wörtlich gemeint? Jedenfalls muss das Ereignis so gross gewesen sein, dass es die Aufmerksamkeit des Chronisten erregte. Vielleicht eine Naturkatastrophe? Ein Feuer? Der Einschlag eines Himmelskörpers? Oder doch vielmehr eine Gerölllawine?

Eine mögliche Erklärung findet sich in diesem Artikel.

Nun meldet die Frankenchronik Fredegars zum Jahr 599, der lacus dunensis, in welchen die Arula münde, sei in ein solches Sieden geraten, dass viele gesottene Fische gefunden wurden. Der Vortragende hält dafür, aus dieser seltsamen Kunde sei ein guter geschichtlicher Kern zu gewinnen. Um diese Zeit muss wiederum ein mächtiger Erdschlipf vom Grüsisberg in den Seeausfluss niedergegangen sein, wodurch der Flusslauf hinter der Burg eingedeckt wurde. Die der Gegend angehörenden Ortsnamen „Lauenen» und „Lauitor» können zur Verstärkung der Hypothese dienen, ebenso die Grenzverhältnisse des alten Freigerichts Steffisburg und diejenigen der Bistümer Konstanz und Lausanne. Das Freigericht reichte bis zu dem einstigen Aarelauf hinter der Burg, während die beiden Bistümer am später entstandenen Lauf der innern Aare zusammenstiessen. Die berührten Veränderungen des Flusslaufes würden demnach in die Zeit von 500—650 fallen, und so käme man zu einer gewissen glaubwürdigen Bestätigung der Chronikmeldung. Die sogenannte äussere Aare hat sich aus einer künstlichen Verteidigungsanlage des Mittelalters entwickelt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang sicherlich auch dieser Artikel über die «Probleme zur Frühgeschichte Thuns».

Bild: «Ivan» via Unsplash

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